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Anna Maxhofer

"Kurzschlussreaktionen" psychologisch erklärt.

Aktualisiert: 20. Okt. 2020


Mal wieder laut geworden, den unsensiblen Ehepartner angefaucht oder beim Zufallen der Tür das Tablett aus der Hand fallen lassen? Warum passiert es uns immer wieder? Hatten wir uns doch fest vorgenommen, dass wir diesmal ruhig bleiben und sachlich diskutieren wollen. Und haben wir die Türe nicht schon 100x zufallen hören? Der Klang ist uns wohl bekannt - eigentlich kein Grund zu erschrecken und doch zucken wir zusammen…


Vielleicht vermutet Ihr es schon: Der Grund dafür liegt in unseren Emotionen!


Das Gehirn verarbeitet Emotionen auf ganz eigene Weise, die sich deutlich von Gedanken unterscheidet.


Vielleicht ist einigen von Euch das „limbische System“ ein Begriff. Das ist der Teil des Gehirns, über welchen alle Säugetiere verfügen und der verantwortlich ist, für grundlegende emotionale Prozesse. LeDoux (1996) stellte fest, dass es zwei Wege gibt, auf die Emotionen verarbeitet werden können:


a) Den kurzen Weg: Wenn wir (=die Amygdala, Teil des limbischen Systems) eine Gefahr verspüren, wird blitzschnell ein Notrufsignal an das Gehirn und den Körper gesendet.


b) Den langen Weg: Ein deutlich langsamerer Prozess, der dieselben Informationen verarbeitet und diese noch durch die denkenden Teile unseres Gehirns (wie Thalamus und Neocortex) schickt.


Die Signale auf dem kürzeren Weg werden mehr als doppelt so schnell übertragen wie die auf dem langen Weg. Das bedeutet: Der denkende Teil des Gehirns kann oft nicht schnell genug einschreiten, um die emotionale Reaktion zu stoppen. Das heißt wir führen manchmal automatische emotionale Reaktionen aus, die vom Gehirn nicht mehr verhindert werden können.

Macht ja manchmal auch Sinn: Wenn ein Säbelzahntiger vor uns stand, hatten wir nicht lange Zeit zu überlegen, ob dieser möglicherweise gefährlich sein könnte, sondern wir mussten sofort handeln - um zu überleben. Und natürlich gilt das in vielen Situationen auch noch in der heutigen Zeit.


Es gibt aber durchaus Gelegenheiten, bei denen das Einbeziehen des Denkens in unsere Reaktion zu besseren Ergebnissen führen würde. Wir Menschen sind dazu in der Lage, Gefühle wahrzunehmen und diese aber auch zu regulieren (was allerdings eine ausgesprochen komplizierte Angelegenheit ist). Schwierigkeiten aufgrund einer übermäßigen oder unzureichenden Regulierung der eigenen Gefühle stellen daher für viele Klienten, die eine Therapie aufsuchen, ein ernsthaftes Problem dar.


Es gibt wirksame therapeutische Strategien, die genau an der Bearbeitung dieser Schwierigkeiten ansetzen!


(nach Leslie S. Greenberg, Emotionsfokussierte Therapie, 2006)


Psychische Gesundheit beginnt mit einer Entscheidung. Macht jetzt den ersten Schritt!



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