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hubwieser

Alkohol - wie er nicht zum Problem wird


Keine Sorge, das wird kein belehrender Sachtext mit Daten und Fakten. Ich möchte vielmehr meine Beobachtungen und Erfahrungen aus den Therapien teilen.


Alkohol ist ein Teil unserer Gesellschaft. Ob das richtig oder falsch ist, wird an anderer Stelle vielfach diskutiert. Die meisten Menschen haben im Laufe ihres Lebens kaum erhebliche Nachteile im Umgang mit Alkohol.


Woran liegt das? Ein Grund ist, dass sie Alkohol vorwiegend wegen des Geschmacks oder als Ritual zu sich nehmen, aber in einem begrenzten Rahmen.


Meine KlientInnen konnten oft Jahrzehnte normal mit Alkohol umgehen und alles wäre so weiter gegangen, wenn sie nicht ihr Verhalten verändert hätten. Sie haben die falsche Abfahrt genommen.

Was meine ich mit falscher Abfahrt? Das ist eine Veränderung der Menge, der Häufigkeit und/oder des Anlasses zu trinken.


Als Gutachterin habe ich um die 5000 Menschen zu ihrem Alkoholkonsum und den damit verbundenen Gründen befragt. Viele hatten über einen sehr langen Zeitraum einen normalen Umgang mit Alkohol und erlebten auch kaum Nachteile.


In einer Krise bekam der Alkohol aber eine neue Aufgabe: Er sollte entspannen, Sorgen verdrängen, Mut machen, Schüchternheit ablegen, Schmerzen verringern oder Ängste dämpfen und dann begann das Problem. Wir lernen dann mit der Zeit, dass wir unser Problem schnell und einfach mit Alkohol lösen können und wenden diese Lösung auf immer mehr Situationen an und fühlen uns selbst immer unfähiger, es ohne eine:n Helfer:in zu lösen.


Weil der Körper gegen das Nervengift angeht, braucht es immer größere Mengen um die gleiche Wirkung zu erzielen. Es werden immer häufiger Nachteile in Kauf genommen um die Krücke Alkohol nicht zu verlieren.


Es gibt aber auch Ausnahmen, in denen Menschen von Anfang an nicht gut mit Alkohol umgehen können. Es existiert eine genetische Veranlagung zur Sucht, die hier eine Rolle spielen kann.


Eine gute Freundin von mir begann mit ihrem Jobwechsel, abends in der Badewanne ein Glas Rotwein zur Entspannung zu trinken.

Das ist eine Veränderung des Anlasses. Alkohol soll nicht mehr nur schmecken oder etwas Besonderes sein, sondern bekommt eine feste Aufgabe im Leben.


Meine Freundin hat das tägliche Rotwein trinken am Abend im Übrigen gelassen und sich nach besseren Alternativen umgeschaut, als ich sie darauf angesprochen habe. Aber auch hier existiert keine pauschale Aussage. In manchen Kulturen ist ein täglicher Weinkonsum in geringen Mengen normal und führt nicht per se zum Problem. Stellt aber jemand seinen Konsum auf täglich um, weil er beruflich überfordert ist, ist das riskant.

"Wenn ich nicht allein trinke, ist es kein Problem."

In der Gesellschaft existiert das Bild, dass wir erst ein Problem mit Alkohol haben, wenn wir zittrig nach mehr gieren.


Fazit:

Wenn Alkohol unregelmäßig, in mäßigen Mengen und ohne zusätzliche „Aufgabe" konsumiert wird, entstehen seltener Probleme.


Was denkt ihr über Alkohol? Wie kann er nicht zum Problem werden?


Euer Praxisteam


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